|
Totenmond » deutscher Metal aus Backnang„Totenmond“ steht als Name bereits seit vielen Jahren für deutschen Metal aus Backnang. Die Musiker S.P.Senz und Olaf „Pazzer“ aus dem baden-württembergischen Backnang begannen 1984 als Punkmusiker der Band „Wermut“ ihre Karriere. Neue Mitglieder kamen und gingen: Der Sänger Attila gesellte sich 1986 dazu und verließ die Band bereits nach einem Jahr, im gleichen Jahr kam der Sänger Schiff hinzu, bis auch er sich 1989 von der Band trennte. Die Band nannte sich im gleichen Jahr in „Totenmond“ um. Olaf „Pazzer“ gab später an, irgendwann von einem Keltenstamm gelesen zu haben, der den Geist seiner Toten auf dem Mond vermutet hat. Deshalb habe er die Band umbenannt. 1991 kam der Bassist Garcia hinzu, während Olaf den Gesang übernahm. Das Trio spielte überwiegend im Jugendclubs. In den Jahren 1993, 1994 und 1995 gaben die Musiker jeweils eine Demo heraus. Ihr erstes offizielles Album erschien im Jahre 1996 und trug den Namen „Lichtbringer“. Daraufhin tourte die Band zusammen mit In Flames, Atrocity und Heavenwood durch Deutschland. Wie sich alles veränderteDer Erfolg setzte im Jahre 1997 mit dem zweiten Album „Väterchen Frost“ ein, die Band trat bei Wacken Open Air, Dynamo und Force Attack auf. Ihr drittes Album hieß Fleischwald und erschien 1998. Im selben Jahr tourten sie zusammen mit Crowbar, Disbelief und Bolt Thrower durch Europa. Robert Garcia verließ die Band im Jahre 2000. Das vierte Album, Reich in Rost, erschien im selben Jahr. Im darauffolgenden Jahr brachte die Band das Album „Auf dem Mond ein Feuer“ heraus, indem sie – unter anderem – zahlreiche Klassiker der Deutschpunk aus den 1980ern, neu vertonte. Unter anderem waren die Lieder der Bands „Slime“ (Polizei SA/SS, Kauf oder Stirb), Chaos Z.(Zwang, Alles ist grau) und Ton Steine Scherben. Die Band trat 2003 beim Festival „With Full Force“. Ein Jahr später wurde Unter Knochen und 2005 TonbergUrtod veröffentlicht. Nach dem Album „Thronräuber“ im Jahre 2008 legte die Band für mehrere Jahre eine Schaffenspause ein. Sie veröffentlichten 2016 das Album „Der letzte Mond unterm Beil“. Stilrichtungen und Selbstverständnis: TotenmondDie Band wurde in den 1990 der Neuen Deutschen Härte sowie Industrial zugerechnet. Viele Einflüsse aus unterschiedlichen Richtungen sind auf eine synkretische Weise wahrnehmbar. So sind Ähnlichkeiten mit Black Metal, Death Metal und Metalcore festzustellen, sowie aus Doom Metal und Crustcore. Diese Künstler lassen sich aber nicht in eine bestimmte Schublade pressen. Olaf „Pazzer“ äußerte beim Interview bei Rockhard, er sei froh, eine relativ üppige Fangemeinde zu haben. Dies ist besonders ungewöhnlich, da gerade im Metalbereich alle angestrengt auf Trends achten würden. Die Band selbst und ihre Fans seien „die wahren Außenseiter“. Olaf „Pazzer“ gibt an, von Bands wie Eisenvater oder Winter beeinflusst worden zu sein. Die Band Totenmond will es niemandem Recht machen, sondern sich selbst treu bleiben und eigenen Weg beschreiten. Die Band hat den Anspruch, unbequem zu sein und sich nie zu wiederholen. Das Album TotenbergUrtod bezeichnete Olaf „Pazzer“ als räudig, derb und krank. Es sei von Anfang an sein Ziel gewesen, ein Experiment zu veranstalten, bei dem Überraschungen nicht ausgeschlossen sind. Was herauskommt, war unklar gewesen. Sie haben nicht den Anspruch, beliebt zu sein oder zur Elite zu gehören, sondern haben nichts dagegen, dass die breite Masse sie hasst oder zumindest ignoriert. Sie geben nichts auf Labels und Mode. Sie provozieren also bewusst, aber nicht um der Provokation willen, sondern um Einschränkungen zu beseitigen und künstlerische Freiheit zu erlangen. Sie wollen zum Nachdenken anregen, Auseinandersetzungen und Diskussionen anstoßen. Besonders dunkel war das Album „Väterchen Frost“, es offenbarte wahrlich menschliche Abgründe. Hass, Wut und Zerstörung, verzerrte Riffe und wildes Gekreische. Die pure Kompromisslosigkeit. Das Album „Auf dem Mond ein Feuer“ lässt hingegen die punkigen Wurzeln des Kollektivs aufleben. Wie oben schon erwähnt, fühlen sich die Jungs eher weniger dem Metal zugehörig. Olaf „Pazzer“ äußerte bei metalinside, mit dieser Scheibe seinen „Helden von damals“ huldigen zu wollen. Er sieht die Band in erster Linie dem Punk und keineswegs dem Metal zugehörig. Er sieht sich selbst als Anarchist und lehnt jede Art von Herrschaft ab. Politik in der Musik empfinde er nicht nur als zulässig, sondern erwünscht. Die Einstellung müsse stimmen: Seine Band Totenmond werde oft als „rechts“ bezeichnet, was er nicht nachvollziehen könne. Er lehnt jede Art von Klischees, etwa wegen des Aussehens oder Herkunft, entschieden ab. Was macht Totenmond besonders?Im Lied „Deine Leiche“ lässt Totenmond die Kreissäge ertönen, die Platte beginnt mit dem Schrei „Keine Sonne mehr!“ Olaf „Pazzer“ bezeichnet sich als sehr introvertiert. Derart ausgeflippte Kunst helfe ihm, den Frust zu verarbeiten und nicht in sich hineinzustopfen, da es sehr ungesund wäre. Er befasst sich gerne mit der dunklen Seite im Menschen, und stellt diese gerne künstlerisch dar. Die Band kombiniert schnelle und punkige Klänge gerne mit langsamen und schleppenden Riffs. Die Musik ist nicht die einzige Beschäftigung von Olaf „Pazzer“: Er gibt außerdem an, als Gerüstbauer zu arbeiten, um seine Band Totenmond finanzieren zu können. Zudem ist er großer Fußballfan: Sein Lieblingsverein ist der Hamburger Sportverein. |